[ Finanzkrise ]
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Schluss mit dem System der Diebe und Räuber
Die Oligarchie hat die Weltwirtschaft mit vollem Karacho gegen die Wand gefahren. Innerhalb von einem Jahr müssen wir zumindest mit 10 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen in Europa rechnen. Falls die Banken nicht völlig zusammenbrechen, in diesem Fall wird es noch schlimmer.

Dabei könnte man nicht behaupten, dass die Weltwirtschaft vor der Finanzkrise funktioniert hat. Etwa 1,4 Milliarden Beschäftigte mussten mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Mit Familien ist das praktisch die halbe Menschheit. Für weniger als zwei Dollar gibt es keine ausgewogene Ernährung – die halbe Menschheit kann also nicht ordentlich essen. Für die Ärmsten geht es sich gar nicht mehr aus, die verhungern. Je nachdem, wie man die Toten zählt, wie viele der an Krankheiten Erlegenen man dem Hunger zurechnet, wären das zwischen 6 und 40 Millionen Menschen im Jahr. In den USA brauchen heute über 30 Millionen Menschen Lebensmittelhilfe. Jeder Zehnte. Vor der Finanzkrise waren es weniger, aber auch nicht wenige. Jeder Zwölfte.

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Das dysfunktionale Duo
Die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA im Zeichen der Weltwirtschaftskrise
Von Jens Berger

Der Aufstieg Chinas zur Fabrik der Welt wäre ohne die USA nicht denkbar gewesen. Ohne Chinas Aufstieg wäre allerdings auch der Absturz der USA bereits längst erfolgt. China und die USA sind aneinander gekettet in einem Handelssystem, dessen Schieflage immer dramatischer wird.

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Der Ausweg
EU-Bankensystem ist bankrott
Von Rainer Rupp

Der Geheimbericht der Europäischen Kommission für die EU-Finanzminister über die prekäre Situation der europäischen Banken, der einer britischen Zeitung zugespielt wurde, ist ein Offenbarungseid: 18,3 Billionen Euro, d.h. 44Prozent der gesamten Vermögenswerte aller europäischen Banken, bestehen aus »hochgiftigen« Schrottpapieren. Diese Zahl stellt die Regierungen der EU-Mitgliedsländer vor schier unlösbare Probleme. Die legen sich wie eine immer enger werdende Schlinge um den Hals der europäischen Banken und ziehen womöglich die zunehmend uneinige Europäische Union auch in den Abgrund. Bereits eine Bankhilfe von»nur« einer Billion Euro, also tausend Milliarden, ist an den internationalen Finanzmärkten nur schwer und ganzbestimmt nicht schnell zu beschaffen. Hinzu kommt der Kreditbedarf der USA.

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Rettungspaket der Bundesregierung
Wer es zahlen soll, wem es hilft – was wirklich hinein gehörte
Von Conrad Schuhler

Die fünf deutschen Großbanken haben 2007 eine Eigenkapitalrendite von über 25 % erzielt, also in einem Jahr das eingesetzte Kapital um ein ganzes Viertel, um sage und schreibe 15,29 Milliarden Euro erhöht. Jetzt hat die Finanzinstitute die selbst produzierte Finanzkrise erfasst und prompt wollen sie vom Staat mit Steuergeldern saniert und wieder flott gemacht werden, damit ihr Spekulations-Casino wieder eröffnet werden kann. "Wenn Märkte versagen", verkündet Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank und bis dato der Hohepriester der "Deregulierung" der Finanzmärkte, "muss der Staat intervenieren."

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Ursachen und Folgen der Finanzkrise
Konzept und Fakten für Referate und Veröffentlichungen
Von Leo Mayer

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Profite mit Krediten
Vorabdruck: Der wuchernde Finanzsektor
Von Lucas Zeise

Zur Frankfurter Buchmesse erscheint im Kölner PapyRossa Verlag ein Buch zur Finanzmarktkrise von Lucas Zeise, Kolumnist der Financial Times Deutschland. Der Autor erklärt das Zustandekommen der Spekulationsblase, legt dar, welche Mechanismen gewirkt haben bzw. noch wirken und wie die neoliberal eingestellte Finanz- und Regierungswelt die von ihnen verursachte Krise nun händeln. jW veröffentlicht ein redaktionell gekürztes Kapitel daraus.

Um den Boom im Finanzsektor zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick auf das, was Private-Equity-Fonds tun, also auf das, was man als ihr Geschäftsmodell bezeichnet. Daß Franz Müntefering diese Sorte Finanzinvestoren mit »Heuschreckenschwärmen« verglichen hat, die über Unternehmen herfallen, sie abgrasen und dann weiterziehen, war vermutlich eine der wenigen klugen und gleichzeitig kritischen Feststellungen, wofür man diesen Vorsitzenden der SPD in Erinnerung behalten wird. Tatsächlich ist das Engagement der »Heuschrecken« bei den Unternehmen kurzfristig. Als Standard gilt in der Branche eine Periode von drei Jahren. Wenn die Gelegenheit günstig ist, kann natürlich auch schon vorher verkauft werden. In dieser Hinsicht verhalten sich diese Fonds wie klassische Aktienspekulanten. In zweierlei Hinsicht unterscheiden sie sich aber von diesen: Erstens, sie greifen, anders als gewöhnliche Aktionäre, nach der Macht im Unternehmen. Sie arbeiten, zweitens, mit hoher Verschuldung, um die Rendite auf ihr Engagement zu erhöhen.

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Angst vor der Depression
Neue Gefahr für Finanzmärkte könnte von Hedge-Fonds drohen, Ökonom vermutet, dass die Börsen geschlossen werden müssen
Von Ralf Streck

Wichtige Börsen weltweit verloren am Freitag erneut zwischen 5 % und 10 %. Der deutsche Leitindex DAX brach zeitweilig um 11 % bis auf fast 4000 Punkte ein. Er stabilisierte sich etwas und schloss mit 4.296 Punkten bei einem Verlust von 5 %. Gegenüber dem Jahreshoch von 8.100 Punkten hat sich der DAX nahezu halbiert. Dramatisch fielen Kurstürze in Asien aus, der japanische Nikkei-Index verlor erneut 9,5 % und der Hongkonger Hang Seng 8,3 %.

Nun werden Forderungen (1) lauter, die Börsen zu schließen. Die Diskussion feuert Nouriel Roubini an. Der prominente Ökonomie-Professor der New York University, der 2006 die Finanzkrise ankündigte, sagte (2) auch im März die Verstaatlichung von Banken voraus, die im Sommer begann (3). Am Freitag waqrnte (4) er in London vor einem "Banken-Fiasko", das in die Geschichtsbücher eingehen werde. Hunderte Hedge-Fonds säßen auf riesigen Schuldenbergen und versuchten in blanker Panik, Vermögenswerte zu verkaufen, um die eigene Pleite zu verhindern. 25-30 % der 8000 Hedge-Fonds würden verschwinden, sagt Roubini. "Seien Sie nicht überrascht, wenn die Börsen für ein oder zwei Wochen geschlossen werden müssen." Er befürwortet dies, um der "blanken Panik" zu begegnen. Er zielt er auf Maßnahmen ab, wie sie Franklin D. Roosevelt 1933 mit dem Bank Holiday einführte. Geldinstitute wurden tagelang geschlossen, an denen nervöse Sparer ihr Geld nicht abziehen konnten.

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Der Prophet des Untergangs
Von Christine Mattauch

Der New Yorker Ökonom Nouriel Roubini hat als einer der ganz wenigen Volkswirte frühzeitig vor der Finanzkrise gewarnt. Er ist überzeugt: In den Büchern europäischer Banken sind noch einige böse Überraschungen verborgen. Ein Frühstück mit dem Mann, den US-Medien als "Dr. Doom" bezeichnen, der sich selbst aber als Realisten sieht. Das Leben als Prophet kann anstrengend sein. Es ist Sonntag, ein strahlender Herbsttag, wie geschaffen zum Spazierengehen, doch Nouriel Roubini ist im Stress. Mit braunen Lederstiefeln, Jeans und offenem Hemd sitzt er in einem halbdunklen New Yorker Café und verzehrt hastig Hühner-Chilli mit weißen Bohnen. Dazu Apfelsaft, Eistee, Cappuccino. "Ich muss viel trinken, ich bin ganz heiser von den vielen Interviews", sagt er. Mehr als 150 Anfragen allein in der vergangenen Woche. Fernsehen, Web-TV, Zeitungen. "Ich habe kaum mehr als drei Stunden pro Nacht geschlafen." Alle wollen von ihm wissen, wie es weitergeht mit der Krise. Von ihm, Nouriel Roubini, der noch vor kurzem eine Randfigur in der internationalen Ökonomie-Szene war. Bis seine Szenarien Wirklichkeit wurden. Bis nahezu alles eintraf, was er vorausgesagt hatte. Das Platzen der Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt. Die einsetzende Rezession. Der Zusammenbruch von Banken. Die Untauglichkeit der staatlichen Interventionen.

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Betriebsstörung oder Systemversagen?
Die Finanzkrise hat Europa erreicht. Nun geht es nicht nur um Schadensbegrenzung, sondern auch um die Frage nach Ursachen und Konsequenzen
Von Thorsten Stegemann

Kaum jemand hätte ernsthaft vermutet, dass die Pleitewelle auf den amerikanischen Finanzmärkten ohne Folgen für die Entwicklung in Europa bleiben würde. Doch seit Anfang der Woche verdichten sich die Anzeichen für eine Krise ungeahnten Ausmaßes. Die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley wurde an die spanische Bank Santander verkauft, die 200 Filialen und 2,7 Millionen Sparkonten mit Einlagen von über 21 Milliarden Pfund übernimmt. Die britische Regierung steht für die übrigen B&B-Anlagen im Wert von 50 Milliarden Pfund gerade, die vor allem in riskanten Immobilienkrediten geparkt sind.

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Wem gehört’s?
Kontrollierter Bankensektor
Von Jörn Boewe

Wer sich nicht unbeliebt machen will bei breiteren Kreisen der Bevölkerung, prügelt in diesen Tagen, zumindest verbal, auf den »Kasinokapitalismus«, das »russische Roulette« und die »Zocker« an den internationalen Börsen ein. »Der Finanzmarktkapitalismus und seine neoliberale Ideologie sind gescheitert«, erklärt der Parteivorstand der Linken. »Die Zeit ist reif für einen Systemwechsel«, fordert ATTAC. »Es ist Zeit für eine Wende« und: »Die Chance ist jetzt da, den Finanzmarktkapitalismus zu Grabe zu tragen.« Die Chance ist da, es ist aber auch nicht gerade unwahrscheinlich, daß sie vergeigt wird. Linkspartei und ATTAC fordern die demokratische und öffentliche Kontrolle über den Bankensektor – eine ebenso richtige wie plausible Forderung. Wie diese »Kontrolle« durchgesetzt werden soll, bleibt allerdings schleierhaft. Daß der Vorstand der Linkspartei am Wochenende beschlossen hat, derzeit nicht die Verstaatlichung des Finanzwesens zu fordern, ist kein Zufall, sondern eine Richtungsentscheidung.

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Ran mit der großen Axt
Garantieerklärungen verschärfen Wettbewerb: Nur Übernahme des gesamten Bankensektors auf einen Schlag in öffentliche Hand beendet tödliche Konkurrenz
Von Andreas Wehr

»Eine Revolution von oben«, so beschrieb am 13. Oktober die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) die Ankündigung gigantischer Rettungspakte für die Finanzindustrie gleich in einer ganzen Reihe europäischer Länder. Und in der Tat, was da am Wochenanfang in Berlin, Paris, Rom, Madrid, Den Haag und Wien zur Rettung der jeweils nationalen Banken präsentiert wurde, ist nichts anderes als eine solche »Revolution von oben«. Sie ist die Reaktion auf die offenbar gewordene Tatsache, daß ungehemmter Wettbewerb in einer zugespitzten Krisensituation auf geradem Weg nach unten führt. Die Staatsinterventionen sollen verhindern, daß die Banken durch ihre Weigerung, sich untereinander Kredit zu geben, einander erdrosseln und dabei die gesamte Wirtschaft mit in den Abgrund reißen.

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Wenn sich der Bock zum Gärtner macht
Deutschlands Antwort auf die Finanzkrise
Von Jens Berger

Das Rettungspaket für die Finanzbranche steht und trat dieses Wochenende in Kraft. Was von der Politik rhetorisch als Rückkehr des starken Staates kommentiert wird, ist jedoch ein intransparentes Werk, das so auch aus der Feder der Finanzwirtschaft stammen könnte. Kein Wunder, der federführende Autor des Gesetzes gilt als Mann der Finanzbranche.

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